Von der Kuh bis zum Kakao

Frische Schulmilch, kurze Wege und echter Geschmack: Seit 30 Jahren zeigen die Wilhelmsburger Hoflieferanten, wie Regionalität in Schulen und Kindergärten täglich gelebt wird.

Kakao und ein Apfel liegen am Tisch

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Seit 30 Jahren stehen die Wilhelmsburger Hoflieferanten für frische Schulmilch aus der Region – ein Erfolgsmodell, das heute für weit mehr steht als nur gesunde Getränke für Kinder. Was 1995 mit zwei Familienbetrieben begann, ist mittlerweile eine starke Gemeinschaft aus sechs Höfen, die 25 Produkte erzeugt und 30 Arbeitsplätze in der Region sichert. Im Zentrum steht die Schulmilch – ein wichtiges Standbein für die bäuerlichen Betriebe.

Schulmilch als Erfolgsprodukt

„Vor 30 Jahren haben wir begonnen, Schulmilch direkt in die Schulen zu bringen. Heute versorgen wir täglich 2.000 Kinder und sehen: Regionalität schafft Vertrauen, Geschmack und Zukunft. Darauf sind wir stolz“, erzählt Landwirt Johannes Bertl, einer der sechs Hoflieferanten.

Acht verschiedene Sorten, vom klassischen Kakao bis zu fruchtigen Varianten, gehören zum Sortiment. Besonderen Wert legen die Hoflieferanten auf die Qualität der Rohstoffe: Fairtrade-Kakao, österreichischer Rübenzucker und streng geprüfte Milch aus den eigenen Betrieben. „Es geht uns nicht um eine Preisdiskussion, sondern darum, Bewusstsein zu schaffen, warum unser Produkt seinen Preis wert ist“, betont Bertl. Dass diese Philosophie ankommt, zeigt auch die jüngste Prämierung: 2025 wurden die Hoflieferanten in Wieselburg mit fünf Goldmedaillen ausgezeichnet. Der Fairtrade-Kakao erreichte dabei die Höchstnote von 100 Punkten.

Regionalität schafft Vertrauen, Geschmack und Zukunft. Darauf sind wir stolz.

Johannes Bertl

Bewusstsein schaffen

Neben der täglichen Versorgung von 90 Schulen und Kindergärten mit rund 2.000 Kindern ist den Hoflieferanten die Bewusstseinsbildung ein großes Anliegen. Seit 30 Jahren laden sie Schulklassen auf ihre Höfe ein, um den Weg der Milch erlebbar zu machen. „Wir wollen den Kindern zeigen, wo die Milch herkommt, von der Kuh bis zum fertigen Kakao“, erklärt Bertl. Beim Brotbacken oder bei der gemeinsamen Jause erfahren die Kinder dann, wie Landwirtschaft funktioniert und welchen Wert regionale Lebensmittel haben. Mit dem Jubiläumsjahr wurde am Bertl-Hof bereits das 50.000 Kind begrüßt, ein Meilenstein in der Bildungsarbeit.

Auch die Bildungsdirektion Niederösterreich schätzt diesen Beitrag: „Der Weltschulmilchtag erinnert uns daran, wie wichtig es ist, Kindern schon früh Wissen über Lebensmittel, ihre Herkunft und den Wert regionaler Produkte zu vermitteln. Wer versteht, woher unsere Milch kommt und welche Arbeit dahintersteckt, entwickelt automatisch mehr Wertschätzung für Lebensmittel und Umwelt“, betont Schulqualitätsmanagerin Sylvia Graser.

Logistik und Verantwortung

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die eigene Logistik. Die Wilhelmsburger Hoflieferanten liefern ihre Produkte selbst aus und stellen so den direkten Kontakt zu Schulen und Kindergärten sicher. „Die ununterbrochene Kühlkette ist dabei genauso wichtig wie der persönliche Kontakt zu unseren Kunden“, sagt Schulmilchbauer Bertl. Diese Nähe zu den Konsumenten schafft Vertrauen und hebt die bäuerlichen Betriebe von anonymen Lieferketten ab. Auch die Ernährungsqualität steht im Fokus: Schulmilchprodukte enthalten weder Salz noch Süßungsmittel, Geschmacksverstärker oder Koffein. Der Zuckergehalt wurde kontinuierlich gesenkt und liegt heute bei maximal 3,5 Prozent. „Es ist uns ein Anliegen, den Kindern gesunde Produkte anzubieten. Schulmilch ist weit mehr als nur ein Getränk, sie ist ein Beitrag zu einer gesunden Lebensweise“, so Bertl.

Zukunft durch Vielfalt

Für die Betriebe ist die Schulmilch ein wichtiges Standbein, aber nicht die einzige Einkommensquelle. Neben Milchprodukten bieten die Hoflieferanten auch Brot, Fleisch und Getränke an. Absatz finden diese nicht nur über einen Hofladen, sondern auch im Lebensmitteleinzelhandel. „Die Nachfrage nach ehrlichen bäuerlichen Produkten wächst. Mit der Direktvermarktung haben wir die Chance, unsere Höfe wirtschaftlich zu sichern und unabhängig von Weltmarktpreisen zu bleiben“, so Bertl. Während der Ferien bedeute das Stabilität, denn Schulmilch sei nur ein Teil des Umsatzes, aber „ein besonders wertvoller“.

Hoflieferanten

Die Wilhelmsburger Hoflieferanten wurden 1995 von den Familien Bertl und Graßmann gegründet. Heute sind sechs Betriebe dabei, die mit 25 Produkten, darunter Schulmilch, Brot, Fleisch und Getränke, für Qualität und Regionalität stehen. Sie sichern 30 Arbeitsplätze und bewirtschaften gemeinsam 450 Hektar Nutzfläche.